Samstag, 8. März 2014

Finnmarksløpet

Als ich im Januar in Alta ankam, dachte ich dass das Hundeschlittenrennen "Finnmarksløpet" in ziemlich ferner Zukunft liegt. Heute war der Start vom Rennen. Um den Zuschauern auch etwas zum Anschauen zu bieten, wenn die Teams sich gerade irgendwo in der Finnmark befinden, wurde ein Eisskulpturenpark direkt neben der Startbahn gebaut. Der gehört zum Borealis Vinterfestival, welches bis zum 15.Januar in Alta stattfindet. Da dort Leute zum Auf- und Abbau von Gerüsten gesucht worden sind, habe ich am Dienstag nach der Uni geholfen. Das hatte zwei Vorteile: Mein Kontostand erhöht sich und ich musste nicht mehr extra in den Trainingsraum in der Uni, da ich mein Krafttraining mit der Arbeit kombinieren konnte. Die Arbeit hatte dann allerdings auch zur Folge, dass ich am Mittwoch etwas länger als sonst für den Weg zur Uni gebraucht habe, da ich Muskelkater in den Beinen hatte. Donnerstag war ich nach dem Unterricht als Guide für Kreuzfahrttouristen unterwegs. Meine erste "guided tour" ging zum Sorrisniva Eishotel.


Am Donnerstag und Freitag Abend wurden die Gerüste wieder demontiert, alles in Kisten verstaut und danach in einen LKW geschoben.

Spaziergang am Freitag Nachmittag
Borealis Vinterfestival, der Eisskulpturenpark

"Crazy Saw" Event. Die 5 Teams hatten 90 Minuten Zeit um Eisblöcke in Skulpturen zu verwandeln.
Heute war es dann also endlich Zeit für das weltweit nördlichste und Europas längstes Hundeschlittenrennen. Die kurze Distanz beträgt 500km, die mit 8 Hunden vor dem Schlitten bestritten wird und die lange Distanz sind 1000km, bei denen die Teilnehmer maximal 14 Hunde vor ihre Schlitten schnallen dürfen. In diesem Jahr wurde zusätzlich zum ersten Mal ein Juniorenrennen angeboten, was über 200km geht. Die 500km Teilnehmer werden nach 50-55 Stunden zurück erwartet, von denen 20 Stunden als Pausenzeit eingehalten werden müssen. Am Montag Nachmittag kommen die Teams also wieder in Alta an, nachdem sie eine Rundtour durch West-Finnmark gefahren sind. Die 1000km Teams fahren sogar ganz bis nach Kirkenes und müssen eine 16 Stunden Pause in Tana, Neiden 1 oder Kirkenes machen und eine weitere 8-stündige Pause in Karasjok. Nach 125 bis 150 Stunden werden aus diesem Rennen die Gewinner erwartet, also am Donnerstag oder Freitag. Die Prämien, die die Gewinner von beiden Distanzen bekommen, sind ganz schön beachtlich. Die ersten 20 bekommen Geldpreise, wobei der Gewinner der 1000km umgerechnet 8.500€ bekommt und der 500km-Gewinner 4.000€. Das wird dann gestaffelt, sodass Platz 20 des langen Rennens mit 625€ nach Hause gehen kann und Platz 20 der 500km immerhin 250€ bekommt. Dazu kommen dann noch Sachpreise: Der "Besenwagen" bekommt eine Hundehütte, der schnellste aus diesem und nächstem Jahr bekommt eine Wochenendhütte im Wert von 540.000NOK (67.500€), bei der sich der Gewinner nur noch um ein Grundstück kümmern muss. Daneben gibt es Preise für den, der am wenigsten Glück hatte, den mit dem gesündesten Hundegespann (das wird die ganze Zeit währen des Rennens von Tierärzten überprüft) und die, die das erste Mal am Rennen Teilnehmen. Es gibt Samimesser, Hundefutter, einen Poncho, Nordnorwegische Glaskunst, Quads, Autos, Übernachtungen in einer Suite in Alta und so weiter. Also ist im Finnmarksløpet eigentlich jeder ein Gewinner.

Die fertigen Skulpturen

Start!
In der 500km Distanz sind 73 Schlitten unterwegs, während die 1000km von 55 Teams bestritten wird. Das Juniorenrennen wird von 4 Teams bestritten. Die Teilnehmer kommen nicht nur aus Norwegen und anderen nordischen Ländern, sondern überraschenderweise auch aus Spanien, Deutschland, Argentinien, Polen, Schottland, Niederlande, Belgien und anderen Ländern. Der Großteil, 104 Teams kommt aber aus Norwegen. Wie sich zum Beispiel Spanier auf das Rennen vorbereiten, weiß ich nicht, stelle es mir aber etwas komplizierter vor als in Norwegen. Als Startgebühr müssen die 1000km Teams 10.000NOK (1250€) bezahlen, 500km Teilnehmer kommen mit 5.000NOK (625€) etwas günstiger an ihre Startnummer. Sogar die Junioren bezahlen eine relativ hohe Startgebühr: 2500NOK (knapp 310€).



Um 10:30 habe ich mich auf den Weg gemacht, da von 11:00 bis 13:00 der Start sein sollte. Schon von meinem Zimmer aus konnte man die Hunde und Lautsprecheransagen hören. Kein Wunder. Die Hunde waren in der Nähe der Uni untergebracht, sodass sie an den Studentenhäusern vorbei mussten um zum Startbereich zu kommen. Ich habe mir mit drei anderen Deutschen einen Platz in der Menge gesucht, von dem wir eine relativ gute Sicht auf die startenden Teams hatten. Als erstes sind die Junioren gestartet und um Punkt 11:00 fuhr das erste Gespann mit 8 Hunden und dem Ziel, 500km hinter sich zu bringen, über die Startlinie. Im Abstand von etwa 1 Minuten wurden nun die 500km Teams auf die Strecke geschickt. Danach war der "Showstart" der 1000km Teams, die größtenteils mit 10 Hunden starteten. Von 14:00 bis 15:00 war Restart für die 1000km in Sorrisniva, was etwa 15km von Alta entfernt ist. Ich habe es zeitlich nicht geschafft, dort vorbeizuschauen, aber auf Bildern auf der offiziellen Seit vom Finnmarksløpet konnte man sehen, dass die Teilnehmer in Sorrisniva ihre Gespanne vervollständigt haben. Das heißt, dass sie ab Sorrisniva mit 14 Hunden unterwegs waren. Ich wurde irgendwann von den Guides von Holmen Husky angerufen, da diese sich auch den Start ansehen wollten und mich danach mit zur Arbeit nehmen konnten. Nach dem Anruf habe ich mich auf den Heimweg gemacht, um meine Sachen für die Arbeit zu holen.

Die Hundegespanne wurden an den Studentenwohnhäusern vorbei geführt, mussten eine Kreuzung überqueren und kamen so zum Start des Rennens.
Danach bin ich wieder zum vereinbarten Treffpunkt an der Strecke des Hunderennens gegangen und habe in der Masse nach den Guides Cameron, Nils und Jason gesucht. Nach kurzer Zeit war ich erfolgreich und nachdem wir uns noch ein paar Hundegespanne angesehen haben, sind wir losgefahren. Unterwegs wurde mir erzählt, dass in letzter Zeit einige Unfälle passiert sind, weil die Hundeschlittenloipe sehr vereist sind. Als wir beim Abbiegen auf die Huskyfarm dann trotz Spikes an den Reifen etwas ins Rutschen gekommen sind, wurde mir klar, dass es wirklich sehr, sehr glatt war. Da wir noch etwas Zeit hatten bis die Hunde an die Schlitten gespannt werden sollten, wurde die Zeit für unser "Lunch" genutzt. Beim Zusammensuchen der Hunde habe ich mich dank Glatteis und einem etwas zu stürmischen Husky dann einmal mit dem Boden vertraut gemacht. Der Hund den ich abholen und mit einem Geschirr versorgen sollte, war Louis, der 3 Monate bei einer anderen Huskyfarm "ausgeholfen" hat und nun zurück bei Holmen war. Cameron hat erkannt, dass der Hund etwas schwer zu bändigen war und hat mir geholfen. Als er mit Louis beim Schlitten ankam, meinte er: "Ich dachte, Louis wäre ein toller Hund, aber jetzt habe ich gemerkt, dass der ein ziemliches Arschloch ist!" Immerhin hat Louis bewiesen, dass er Kraft hat, was zum Schlitten ziehen ja auch nötig ist. Nach drei Touren, die alle Guides, Gäste und Hunde gut überstanden hatten, war der Arbeitstag und mein eigener Finnmarksløpet mit den Hunden Puma, Øst, Wesson, Farris (der rote Augen hat und aussieht wie Scar von König der Löwen), Louis und Lime vor dem Schlitten vorbei. Morgen kommen vier Busse an. Das heißt, ich werde um 8:20 hier abgeholt und werde dann vermutlich 12 Runden mit den Hunden fahren. Eirik, der Besitzer der Huskyfarm hat aber versprochen, dass er sich um Essen für alle kümmert.

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