Mittwoch, 26. März 2014

Ausflug im Sturm

Der zweite Übernachtungsausflug ging am Montag Mittag mit dem Bus in die Wildnis, wo jede Kleingruppe einen Husky mit Schlitten zugeordnet bekam. Dann ging es vier oder fünf Stunden mit Skiern ins Gelände. Die Gegend hieß Gurpmotvuopmi, was bei manchen eher wie ein Würgereiz klang, als nach einem Namen. Vuopmi ist der samische Begriff für "Wald in den Bergen".

Gepäck für eine Nacht im Schnee

Unsere Kolonne war relativ langsam unterwegs, weil wir öfter mal auf unsere Karten schauen sollten und einige Studenten etwas Probleme damit hatte, ihre Hunde zu bändigen. Jede Kleingruppe war dafür verantwortlich, dass ein Student vor dem Hund lief und ihm mit Begriffen wie "Gå bak" (Lauf hinter mir), "Stå" (Bleib stehen), "Rolig" (Lauf langsamer) und "Gå, jap, ok" (verschieden Anfeuerungslaute) zu verstehen gab, was er zu tun hatte. Außerdem war ein anderes Gruppenmitglied mit einem Seil am Schlitten befestigt um den Hund etwas zu bremsen, da die Huskies alle sehr kräftig sind.


Unserer Gruppe wurde der ungestümste Husky des "Rudels" zugeordnet: Moffen, der erst ein Jahr alt war und erst sehr wenige Male einen Schlitten gezogen hat. Leider hatte er noch nicht verstanden, dass man ein wenig Abstand zu seinem "Leitmensch" halten muss und ist mir deshalb bei jedem Schritt mit seiner Metallvorrichtung zum Ziehen des Schlittens in die Wade gelaufen. An der Stelle habe ich jetzt einen blauen Fleck, aber einem so niedlichen Husky, der sich ja noch in der Lernphase befindet, kann ich das verzeihen. Immerhin hat er für sein Alter sehr gut auf die Befehle gehört, die ich ihm gegeben habe und ist vernünftig hinter mir geblieben, statt mich ständig zu überholen. Als wir uns irgendwann auf einer Hochebene befanden, wurde es Zeit, das Tempo etwas anzuziehen, da Inger an den Wolken erkennen konnte, dass ein Unwetter anrollte. Die Vorhersage hatte uns zwar alle ermutigt, da es nicht so kalt werden sollte wie bei der ersten Tour, allerdings wurde ein relativ starker Wind mit 16 m/s erwartet. Wir haben uns also ein kleines geschütztes Tal im Wald gesucht um dort die Zelt aufzubauen. Diesmal gab es keine Möglichkeit, doch noch in eine Hütte umzusiedeln, falls es draußen zu kalt und ungemütlich werden sollte.

Die Umgebung in der wir übernachtet haben.
Das Lager am nächsten Morgen.
 Nachdem das Lager hergerichtet war, sollte jede Kleingruppe für sich kochen. Dazu hatte Inger Gasbrenner verteilt, die vor dem Zelt angezündet und danach mit ins Vorzelt genommen werden konnten. Auf unserem Brenner erwärmten wir vorgekochten Reis und eine indische Soße aus dem Glas. Danach hat unsere Vierergruppe zusammen gegessen und das Schlaflager mit Isomatten, Rentierfellen und Schlafsäcken hergerichtet. Einer meiner Zeltmitbewohner war scheinbar nicht so gut vorbereitet wie alle anderen und hat auf einer Jacke geschlafen, statt auf einer richtigen Unterlage. Später konnten wir uns noch ans Lagerfeuer setzen. Da es recht windig war, haben Alina und ich es uns relativ früh im Zelt gemütlich gemacht. Bis ich mich in meine vier Schlafsäcke (zwei Sommerschlafsäcke, ein Fleeceinlet und ein Baumwollinlet) eingepackt habe, vergeht einige Zeit. Ingrid, die zweite Lehrerin, die uns auf dem Ausflug begleitete, hatte gesagt, dass man vor dem Schlafengehen noch einen Spaziergang machen sollte um den Körper etwas aufzuwärmen. Mir wird allerdings auch ohne den Spaziergang richtig warm wenn ich mich nach und nach in die vier Lagen einpacke. Mit meiner Jacke und einem Fleecepulli als Kopfkissen konnte meine Nachtruhe starten. Alles, was nicht einfrieren oder trocknen sollte, landete im Schlafsack, sodass ich ein gemütliches Bett aus Isomatte, Rentierfell, Klamotten und Brötchen für das Frühstück am nächsten Morgen hatte. Nachts bin ich aufgewacht, aber nicht weil mir kalt war, sondern weil mein lieber Zeltmitbewohner so gefroren hat (da er nur eine dünne Jacke als Unterlage hatte), dass er die ganze Zeit gezittert hat. Im Gegensatz zur ersten Nacht im Zelt, war mir diesmal schön warm.

Unser verschneites Lager am Dienstag Morgen.


Ich habe trotz, oder vielleicht gerade wegen des Sturms und Schneefalls richtig gut geschlafen und hätte bestimmt auch noch etwas länger liegen blieben können, aber um 7:50 wurden wir von unserer Lehrerin geweckt. Es war Zeit unseren Husky Moffen zu füttern, zu frühstücken und dann das Zelt auszuräumen. Nach einer kleinen Besprechung und Präsentation über die Tierwelt am Lagerfeuer wurden die Zelte abgebaut und das Lager wieder in den Originalzustand versetzt. Gegen 11:00 brachen wir auf. Da wir einen kleinen Umweg genommen haben, damit wir ein wenig länger auf Skiern unterwegs waren, kamen wir erst um 16:00 beim Parkplatz an, wo der Bus auf uns wartete. Auf der Rücktour kamen uns einige Hundeschlittenfahrer entgegen, was vor allem bei Moffen für Gebell gesorgt hat. Als ich in einer dieser Situationen mal hinter dem Schlitten war, statt Moffen die Richtung vorzugeben, hat er mich glatt umgerissen, als er auf einem seinen "Leitmensch" überholte und einen Satz nach vorne machte. Als es bergab ging, hat Inger sich um Moffen gekümmert und ich konnte die wunderschöne Umgebung genießen. Das Einzige, was die Idylle gestört hat, war das genervte "Gå bak", was eine andere Studentin ihrem Hund alle 10 Sekunden zurief, um sicherzugehen, dass dieser hinter ihr blieb. Wieder am Bus angekommen, wurde die Ausrüstung wieder im Anhänger verstaut und alle freuten sich auf die warme Dusche und das gemütliche Bett, was Zuhause auf alle wartete. Beim nächsten Ausflug, der nächsten Mittwoch startet, werden wir über die Baumgrenze gehen. Das bringt bestimmt neue Herausforderungen mit sich.

Und nur um das noch einmal klar zu stellen: Es klingt vielleicht nach Urlaub, aber  das Übernachten in den Bergen gehört hier zum Studium. Und neben diesen Ausflügen habe ich auch noch anderen Unterricht und habe letztens sogar eine Prüfung gehabt.

1 Kommentar:

  1. Super interessanter Blog, Jana, und ein tolles Studium, in dem dir soviel geboten wird, macht Spass deine Erlebnisse mitzuverfolgen. Auch wenn ich nicht dauernd kommentiere, ich lese alles und freue mich auf den nächsten Eintrag. liebe Grüße

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