Acht Stunden Verantwortung

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Nora Helene war heute ein ganz anderer Mensch. Sie hat nicht ein einziges Mal geweint, genörgelt, geheult oder geschrien. Und das obwohl, oder vielleicht gerade weil Marianne und Trond uns den ganzen Tag alleine gelassen haben.
Um ein wenig Zeit herumzubekommen, bin ich mit Nora Helene heute relativ lange auf dem Bolzplatz geblieben. Trotzdem hat sie, als wir zu Hause den Pfannkuchenteig gemacht haben, keine Anzeichen von Müdigkeit aufgewiesen.
Während Nora Helene noch dabei war, ihren Pfannkuchen zu essen, habe ich schon angefangen, den nächsten zu brutzeln. Als ich mich nach kurzer Zeit geguckt habe, ob bei ihr alles in Ordnung war, hing sie irgendwie etwas schief auf ihrem Stuhl.
"Nora Helene. Nicht schlafen." "Hä? Nee, mach ich nicht."
Keine fünf Minuten später saß ich dann auch wieder mit am Tisch. Nora Helene hat das aber erst etwas später gemerkt, da sie doch eingeschlafen war. Ihr Kopf fiel ständig ein Stück Richtung Tisch, aber im letzten Moment bremste Nora Helene, sodass sie keine schmerzhafte Begegnung mit der Tischplatte hatte. Allerdings hing ihr Gesicht einige Male in dem Pfannkuchen, der sich auf ihrem Teller befand. Ich fand das ziemlich lustig und hatte Schwierigkeiten damit, nicht laut loszulachen.
Ich habe Nora Helene heute ein paar Minuten früher, als sonst ins Bett gebracht, weil ich glaube, dass das Bett möglicherweise etwas bequemer, als der Pfannkuchen ist.
In ihrem Zimmer haben wir es trotz allem noch geschafft, ein Buch zu lesen.
Scheinbar hat dieser Tag Nora Helene gezeigt, dass ich ja doch ein lieber Mensch bin, denn sie hat mir freiwillig eine Gute-Nacht-Umarmung gegeben.
Jetzt hoffe ich nur, dass sie in den nächsten Stunden gut schläft und nicht von Albträumen geweckt wird...