Montag, 17. Februar 2014

Und wieder sind fünf Tage rum

Am Donnerstag hatten wir nochmal Skiunterricht, aber haben dieses Mal auf richtigen Loipen eine etwas längere Strecke hinter uns gebracht. Als wir uns den ersten vereisten Berg hochgequält haben, kam uns zum Glück das Loipenfahrzeug entgegen. Wir konnten also die restliche Strecke auf schönen, frisch präparierten Loipen fahren, statt ständig anzuhalten um bremsende Tannennadeln und Ähnliches aus dem Wachs unter den Skiern zu pulen. Nach etwa 2km kamen wir zu einer Skisprungschanze, an der wir unsere Skistöcke wieder ablegen sollten. Tore, der Skilehrer, erklärte uns, dass wir jetzt etwa 1km fahren sollten und dabei darauf achten sollten, uns mit den Beinen gut abzustoßen. Ich glaube ja, dass wir mindestens 2km gefahren sein müssen. Danach wurde gewendet und wir haben uns wieder zurück zur Skisprungschanze begeben.

Skisprungschanze
Allerdings durften wir auf den ersten Metern die Arme nicht verwenden und sollten die Hände in die Jackentaschen stecken, damit wir bloß nicht in Versuchung kamen, die Arme doch mitzubewegen. Erst da wurde einem bewusst, wie viel die Armbewegung zum Halten des Gleichgewichts beiträgt. Auf dem Rückweg konnten wir den Berg, der auf dem Hinweg noch so vereist war, mit Skiern runterfahren, da das Loipenfahrzeug dort auch neue Loipen gebastelt hat. Tore hatte uns mal erzählt, dass die Besten Langläufer aus Alta auf einem Bein die Berge runterfahren, den anderen Skier abmachen, diesen einmal um den Körper kreisen und wieder an dem Schuh befestigen. Um uns zu beweisen, dass man wirklich unfallfrei auf einem Bein den Berg runterkommt, hat Tore uns demonstriert wie das geht. Allerdings ohne den anderen Skier abzuschnallen. Ich war froh, dass ich auf beiden Beinen heile unten angekommen bin. Danach haben wir noch ein paar Gleichgewichtsübungen auf der ebenen Fläche, wo wir schon beim ersten Mal waren, gemacht. Der eine Skier sollte abgeschnallt werden und dann sollten wir mit dem anderen Skier gleiten und das andere Bein wurde zum abdrücken genommen. Wenn man das 6 Mal auf etwa 100m in einem kleinen Wettkampf macht, hat man danach drei Tage lang Muskelkater in den Beinen.

Gerrit und Dylan haben letztens ein neues Motto verbreitet: Going to the max (An die Grenze gehen). Sie sind jeden Tag im Fitnessstudio und haben mit ihrem Motto einige andere Studenten angesteckt. Also war ich am Donnerstag nach dem Skiunterricht mit Nina im Fitnessraum in der Uni, um das Motto umzusetzen. Freitag war ich nach der Uni mit mehreren Deutschen und zwei meiner Mitbewohnerinnen beim Klettern. Moritz hat dann vorgeschlagen, dass wir danach ja noch "to the max" gehen können, was bedeutet hat, dass wir, obwohl wir schon kaputt waren, noch in den Fitnessraum gegangen sind. Dort haben wir die Erfinder des neuen Mottos angetroffen. Abends haben wir Hackfleisch und das ganze Gemüse was wir hatten in einer großen Pfanne angebraten und hatten am Ende genug Essen für vier Personen. Dylan, ein Nepalese, Moritz und ich sind also mit der Menge des Essens auch beim "max" angekommen.

Am Samstag war ich mit zwei Mitbewohnerinnen, einer Freundin von denen und zwei Deutschen drei Stunden lang im Schwimmbad. Auch wenn ich nicht die ganze Zeit Bahnen geschwommen bin, habe ich festgestellt, dass Sauna und "Badestamp" (diese beheizte Badewanne, die draußen steht) auch dazu beitragen, dass man müde und sich fühlt als wäre man mindestens 3km geschwommen. Ich weiß, für manche sind 3km nicht viel, aber für mich ist das unrealitsch. Ich bin nach 200m schwimmen schon kaputt. Nach dem Aufenthalt im Schwimmbad habe ich Hausaufgaben gemacht und mit Nina versucht ein Projekt für die Uni fertig zu machen. Unser Intercultural Communication Tutor hat eine Bekannte in Palästina, die zufällig an einer Uni arbeitet. Die beiden haben sich überlegt, dass die Studenten Skype-Namen austauschen können, damit wir etwas über die andere Kultur lernen und die Palästinenser ihr Englisch verbessern können. Ich habe irgendwie erwartet, mit Studenten in meinem Alter zu reden, aber "Ninas und mein" Palästinenser ist 38 Jahre alt, hat zwei Kinder und macht gerade ein Masterstudium, neben dem er als Rechtsanwalt arbeitet. Wir hatten uns für Samstag 17:00 verabredet, aber als der Palästinenser um 18:00 immer noch nichts von sich hören lassen hat, haben Nina und ich das Warten aufgegeben. Nachts um 4:30 wurde ich dann von einem ungewohnten und sehr lauten Geräusch geweckt und habe mich erst gewundert, warum mein Handywecker so laut ist und ganz anders klingt als sonst. Kurze Zeit später fiel mir auf, dass der Feuermelder in meinem Zimmer rot blinkte und die Ursache für den Krach war. Ich bin also Barfuß, mit Schlafanzug und nicht ganz wach auf den Flur gegangen, wo mir eine Mitbewohnerin, die noch verschlafener aussah als ich, aber immerhin ihre Jacke dabei hatte, Zeichen gab, das Haus zu verlassen. Mir fiel dann auf, dass es nach Essen roch und sich jemand in der Küche aufhielt. Dort traf ich dann meine direkte Nachbarin an, die nach dem Feiern eine Fertigfrikadelle für sich und ihren Freund aufwärmen wollte. Irgendwie hat sie es geschafft, dabei so viel Rauch zu erzeugen, dass der Feuermelder anging. Ich bin wieder in mein Zimmer, habe mir etwas "alltagstauglichere" Klamotten angezogen (also Jogginhose und Schlabberpulli) und habe geguckt, was im Treppenhaus so los war. Dort war der halbe A-Block versammelt und wartete darauf, dass irgendjemand den Alarm ausstellte. Meine Mitbewohnerin lief immer hektisch zwischen Küche und Flur her und entschuldigte sich dafür, dass sie alle geweckt hatte. Nach etwa 15 Minuten haben uns zwei Norweger (nachdem sie sich an die Bedienungsanleitung gehalten haben) von dem Lärm erlöst. Als ich wieder im Bett war, hatte ich aber erst ein paar Probleme damit, wieder einzuschlafen, weil mein Puls ein ganz kleines bisschen höher war, als in anderen Nächten zu der Zeit.




Sonntag war dann mein Hausaufgaben-Tag (auch da muss man ja zum "max" gehen), bis ich mit Nina für fast 1,5 Stunden im Fitnessraum war. Es sieht auf den Bildern zwar wirklich nur aus wie ein Raum für Gewichtsheber, aber wenn man sich ein paar Geräte raussucht, bietet der Raum auch etwas für Leute, die nicht nur die Arme trainieren wollen. Später haben wir uns getroffen, um eine Pizza zu machen. Scheinbar hat die das Motto auch auf die beiden Pizzen übertragen, die wir zu viert gemacht haben, denn der Belag bestand fast nur aus Fleisch und war mindestens 5cm dick. Achso, und unsere Finnin Lisa hat uns damit beauftragt, bestimmt 8 Knoblauchzehen zu zerhäckseln (schon wieder wurde das neue Motto angewendet). Auf der einen Pizza war Rentierfleisch, was ich vorher glaube ich noch nicht gegessen habe. Wie es genau schmeckt, kann ich aber gar nicht sagen, da es von Zwiebeln, Pilzen, Knoblauch, Tomaten und ganz viel Käse überdeckt war. Lisa hat jedem etwas Preiselbeermarmelade auf der Pizza verteilt und meinte, dass man das in Finnland so macht. Das klingt eigentlich eher nicht so toll, aber hat richtig gut geschmeckt. Bei jeder Pizza würde ich das nicht unbedingt machen, aber bei Rentierpizza ist das ok. Pizza Nummer 2 bestand aus Hackfleisch, Zwiebeln, Pilzen, Knoblauch, Tomaten, Mais und ein paar Peperoni. Zum Abschluss wurde eine dicke Schicht Käse verteilt und gekrönt wurde der Haufen mit Baconstreifen, die kunstvoll auf dem Gebilde drapiert wurden. Ich war nach der Rentierpizza eigentlich satt und habe von der Hackfleischpizza nur etwas probiert. Den Rest meines Viertels habe ich zuhause direkt in mein Gefrierfach gelegt, denn ich glaube dass mein Fleischbedarf für die nächsten Tage erstmal gedeckt ist.


Die sogenannte "meatlover" Pizza
Heute hatten wir wieder unseren "Natural Resource-Based Businesses and Industries" Kurs, in dem es den Meisten immer noch schwer fällt, sich zu konzentrieren und dem Unterricht zu folgen, da der Tutor nicht wirklich einen Zusammenhang zwischen den Themen herstellt. Außerdem sind seine Präsentation relativ schlecht. Uns wurde beigebracht, dass wir nicht ablesen sollen und auf jeder Folie der Präsentation maximal 6 Stichpunkt mit je maximal 6 Wörtern stehen sollen. Unser Tutor packt stattdessen ganze Sätze auf die Folien, lässt jeden Stichpunkt mit einem neuen Effekt einfliegen und liest die komplette Folie einfach ab. Und dabei nuschelt er oft. Aber der Kurs geht ja nur 5 Wochen und die erste haben wir schon hinter uns. Mittwoch haben wir wieder Skiunterricht im Rahmen vom "Winter Outdoor Life Activities". Ich glaube, dass der Kurs für viele das Highlight der Woche ist. Ich freue mich zumindest immer richtig darauf, draußen zu sein und Ski fahren zu lernen.

Kleiner Zusatz (diesen Eintrag habe ich eigentlich um 16 Uhr geschrieben, aber muss jetzt noch etwas hinzufügen): Eigentlich wollte ich heute keinen Sport machen, aber irgendwie hat mich eine Norwegerin davon überzeugt, zum Zumba zu gehen. Finde die Fehler.
1. Ich lasse mich zu schnell überzeugen.
2. Ich und Zumba. Das passt nicht. Und das hat man heute auch gesehen.
Es waren zum Glück nur die Trainerin und neben mir noch zwei andere Teilnehmer beim Zumba. Wenn man mich mit den anderen vergleicht, fällt ziemlich schnell und sehr deutlich auf, dass Zumba oder Tanzen eher nicht so meine Sportarten sind. Im Moment bin ich mir noch nicht sicher, ob ich nächsten Montag wieder wie ein Roboter neben den anderen stehen möchte.

1 Kommentar:

  1. Lustig mit der Skiaktion. Bin nächste Woche Ski-fahren, da werde ich mal die ein oder andere Übung ausprobieren. Speziell die mit dem einbeinigem Fahren und Hände in die Tasche. Warn das denn Skier mit fester Bindung?

    Und wegen going to the max und so. Es bringt alles Fitness nichts wenn die Ernährung nicht stimmt :P Vielleicht wäre going to the max hier eher sich nur von Obst ernähren oder ähnliches.

    Liebe Grüße,
    Tobias

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