Sonntag, 25. Juli 2010

Mission Impossible

Während Marianne gestern unser Mittag zubereitet und Trond einen neuen "Pool" für Nora Helene gekauft hat, waren wir beide ganz alleine draußen. Ja, es stimmt tatsächlich: Nora Helene ist nicht weggerannt, als sie bemerkt hat, dass weder Mama noch Papa in der Nähe waren. Wir vertrieben die Zeit damit, den Sand aus dem Anhänger ihres Dreirades in eine Schubkarre zu transportieren. Als wir damit fertig waren, musste der Sand unbedingt wieder in den Anhänger und als das erledigt war, sollte der dann zurück in die Schubkarre.
Ich glaube, Nora Helene macht es Spaß anderen Leuten Befehle zu erteilen. Wenn sie so weitermacht, würde ich eine Karriere bei der Bundeswehr empfehlen.
Irgendwann hat sie scheinbar auch gemerkt, dass ihr Spiel ein wenig eintönig war und sie schlug vor, dass wir ja ins Wohnzimmer gehen und dort den Fernseher anschalten könnten. Da das Thermometer bei direkter Sonneneinstrahlung 50°C anzeigte, hatte ich nicht so viel Lust, mir "Bob der Baumeister" zum ungefähr 325. Mal anzusehen. Um ein wenig Zeit zu schinden, habe ich mir also erstmal Eistee mit Eiswürfeln gemacht und das Glas langsam ausgetrunken. Das hat gewirkt! Denn auf einmal stand der Fernseher gar nicht mehr so hoch im Kurs. Nora Helene wollte lieber in ihrem Zimmer "Verstecken" spielen. Sie schlug vor, oder befahl eher, dass ich mich unter der Decke in dem großen Bett verstecken soll und sie legt sich in ihrem Bett unter die eigene Decke. Nach ca. 5 Minuten erkannte sie, dass "Verstecken" nicht so viel Spaß macht, wenn man nicht gesucht wird.
Es ging also wieder nach unten. "Wollen wir 'Thomas toget' gucken?". ("Warum gibt es in diesem Land Fernseher???")
Um ein weiteres Mal abzulenken, holte ich Stifte und Papier und begann ein Bild zu malen. Mit Nora Helenes Hilfe wurde das dann ein Kunstwerk mit dem Titel "Papa im Pool". Wir schufen ein Zweites, welches den Namen "Nora Helene auf dem Spielplatz" bekam. Auf dem Spielplatz liefen übrigens auch rote, grüne und blaue Pferde herum.
Nachdem diese wundervollen Kunstwerke fertiggestellt waren, kam Nora Helene auf die grandiose Idee, ins Wohnzimmer zu ihrem vergötterten Fernseher zu gehen. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, die Fernbedienung zu betätigen, indem ich schnell die Holzeisenbahn aus dem Regal holte.
Innerhalb von gefühlten zwei Sekunden war die Bahn aufgebaut und Nora Helene ließ den Zug einige Runden fahren. Kurze Zeit später hatte dieser einen Unfall und fiel mitsamt Wagon von der Brücke. In dieser "Schrecksekunde" fiel Nora Helene der Fernseher wieder ein.
Also wurde der norwegische Kinderkanal eingeschaltet und das Sofa zum Trampolin umfunktioniert.
Keine fünf Minuten später konnten wir dann zum Glück essen und der Fernseher war vergessen. Zumindest bis nach dem Mittag.

Heute Morgen bin ich als erstes eine Runde gelaufen, bevor es dann zur Hütte von den Großeltern ging. Dort warteten schon Mariannes Schwester, ihr Mann und deren Sohn auf uns. Nach der Ankunft konnten wir noch draußen sitzen, aber nach kurzer Zeit kühlte es sich auf ganze 12°C ab. Der Regen ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten.
In einem Wochenendhaus kann es mit sieben Erwachsenen und zwei Kindern doch ganz schön eng werden. Zwischendurch wurde es auch ziemlich laut, da Nora Helene ihrem Cousin alles nachmacht und dieser eine Leidenschaft für geräuschvolle Lachanfälle hegt.
Der krönende Abschluss des Tages war dann unser Mittagessen im Restaurant in der Nähe von dem Wochenendhaus. So wie es schien hatte der Regen andere Gäste vertrieben, denn wir trafen beiden Köche und die Kellnerinnen beim Kartenspiel an.

Auf dem Rückweg nach Nerdrum wollten Nora Helenes Augen dann nicht mehr so richtig aufbleiben. Marianne hatte mich aber gebeten, dafür zu sorgen, dass sie nicht einschläft. Ich hatte verschiedene Taktiken, wie ich meinen Auftrag erfüllen konnte. Aber wie auch immer ich es versuchte, nach kurzer Zeit hingen die Lider wieder gefährlich weit unten. Wenig später rutschte der Daumen dann aus dem Mund. Also zog ich zum wiederholten Male an Nora Helenes Kosen und kitzelte sie ein wenig. Das führte dazu, dass ich mir in regelmäßigen Abständen ein gefrustetes "Nicht!" anhören durfte.
Immerhin habe ich meinen Auftrag erfüllt und dadurch möglicherweise dazu beigetragen, dass die Nacht für Nora Helene morgen nicht um 5:30Uhr zu Ende ist.

Morgen hole ich Nora Helene wieder vom Kindergarten ab und wenn sie dann zur Abwechslung auf die Idee kommt, den Fernseher einzuschalten, fängt meine "Mission Impossible" an.
Ich habe in letzter Zeit auch versucht, Nora Helene ins Bett zu bringen. Aber auch das gestaltet sich im Moment noch etwas schwierig.
Gestern sollte ich sie, ohne dass Marianne oder Trond mit nach oben gekommen sind, bettfertig machen und in ihr Zimmer begleiten. Normalerweise "liest" sie dort immer ein Buch, bevor das Licht ausgemacht wird.
Nora Helene war gestern aber schon nach sehr kurzer Zeit fertig mit dem Buch und hat sich ins Bett gelegt. Mir kam da eine Vorahnung, dass irgendwas nicht stimmen konnte.
Als ich wieder unten war, hat Trond mich gefragt, ob ich das Fenster geöffnet habe. Nein, hatte ich natürlich nicht. Ich bin wieder nach oben gegangen und wollte gerade in Nora Helenes Zimmer gehen, als ich gehört habe, dass sie weint. Damit hörte sie in dem Moment auf, in dem ich das Zimmer betrat. Stattdessen verlangte sie, dass ihr Vater sich in dem großen Bett ausruhen soll. Da ich nicht sofort reagierte, fing sie lautstark an zu schreien.
Trond kam mir auf der Treppe entgegen und fragte, ob etwas passiert sei. "Nein, deine Tochter weiß nur, wie sie bekommt, was sie will."

Ich überlege mir jetzt noch ein paar Ablenkungsmanöver für morgen.


1 Kommentar:

  1. Hallo liebe Jana,

    nun bin ich endlich mal dazu gekommen, Deine ersten Eindrücke zu lesen... Wie es sich anhört, bist du doch sehr zufrieden und glücklich in Norwegen, außer die kleinen Schwieirgkeiten bei der Kinderbelustigung - aber so sind die Kleinen einfach: Meine Nichte und mein Neffe sind gerade zu besuch: erst lachen und spielen wir schön zusammen und plötzlich ist aus dem Nichts Geschrei da... Es ist schön zu lesen, dass Du die ersten Tage gut verlebt hast. Ich freue mich auch schon auf weitere Berichte von dir... Ende Juni war ich fast in Deiner Nähe: ich habe eine Kanutour gemacht, allerdings in Schweden auf dem See Foxen. Es war nur gut, nette Leute, bestes Wetter und gute Stimmung. Dir noch einen schönen Abend im hohen Norden. Vielleicht sehen wir uns ja auch mal in Norwegen. Ganz liebe Grüße und alles Gute von Thurid

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