Und schon wieder habe ich lange nichts von mir hören lassen. Es ist aber einiges passiert und ich jeden Abend nach der Arbeit damit beschäftigt, meine "Hausaufgaben" für die Uni fertig zu machen. Die wollen nämlich, dass die Studenten während ihres Praktikums einen Bericht über die Firma und drei Berichte über die persönliche Entwicklung schreiben sollen. Die ersten Berichte muss ich nächste Woche abgeben.
Während ich Besuch von Patrick hatte, ist uns aufgefallen, dass Aarhus und Oldenburg von der Fläche fast gleichgroß sind, Aarhus aber 100.000 Einwohner mehr hat. Jetzt weiß ich auch, warum es hier so wenig Einfamlienhäuser und stattdessen viele Blocks gibt.
Während ich letztes Wochenende an meinen Berichten gearbeitet habe, hat es an meiner Tür geklingelt. Ein Bewohner aus der Wohnung über mir kam mit einem Brief vorbei, in dem stand, dass ich in deren Wohnung eingezogen bin. Das bin ich natürlich nicht, bin aber falsch gemeldet worden. Die Dame beim Registrieren hat mich versehentlich in die erste Etage gesteckt, obwohl ich im Erdgeschoss wohne. Ich war deshalb am Donnerstag bei der Gemeinde um den Fehler rückgängig zu machen. Nach 45 Minuten Wartezeit war ich endlich an der Reihe. Allerdings wurde mir nur die Auskunft gegeben, dass im System meine richtige Adresse steht. Erklären konnte ich mir das erst, nachdem ich mit den Bewohnern von oben gesprochen habe. Die haben nämlich den Brief direkt an die Gemeinde weitergeleitet. Konnte ich ja nicht wissen, aber man sitzt ja gerne 45 Minuten in einem überfüllten Wartezimmer.
Seit Montag gehe ich zum Dänischkurs für Leute, die schon eine nordische Sprache sprechen. Der Großteil der Teilnehmer kommt aus Norwegen, studiert Medizin und wohnt seit 2 Monaten in Aarhus. Es sind aber auch eine Isländerin, eine Finnin und eine Schwedin mit im Kurs. Nachdem wir erstmal gelernt haben, wie wir mit dem Intranet arbeiten sollen, wurde uns das Gebäude gezeigt. Danach ging der Kurs dann richtig los. Wir haben als erstes gelernt, wie man die einzelnen Buchstaben ausspricht. Die Dänen sagen zum "a" nämlich nicht "a", sondern eher "ä" mit abruptem Stopp. Das a,e und æ sind dadurch recht ähnlich. O, u und å klingen auch sehr ähnlich. Als wir danach unsere Nachnamen und Adressen buchstabieren sollten und unser Partner die Buchstaben aufschreiben sollte, kam also nicht immer das Richtige dabei raus. Auch wenn mein Name schön kurz ist, habe ich mit dem "J" direkt den blödesten Buchstaben erwischt. In der Lautschrift sieht das so aus:[ jɔːð ]. Ist klar, oder? Daraus machen die Dänen dann etwas, das ein bisschen klingt wie ein ganz doll genuscheltes "jodl", bei dem das d stumm ist und mit dem l fast ein kleiner Würgelaut entsteht. Schwierig ist das. Als ich am nächsten Tag ganz stolz meinen Namen bei der Arbeit buchstabiert habe, wurde nur ein bisschen gelacht. Zumindest hatte ich Glück, als wir im Sprachkurs unsere Hausnummern sagen sollten: 1 (et). Andere mussten mit ihrer Hausnummer 639 schon etwas länger nachdenken. Generell verwenden die Dänen ungefähr doppelt so viele Buchstaben, wie sie am Ende aussprechen. Bestes Beispiel: fyrre (=40), was "föa" ausgeprochen wird. Auch hundrede (=100) hat zu viele Buchstaben: hunna. Die machen sich das Leben echt kompliziert ;-)
Seit Dienstag ist eine Kollegin aus dem Mutterschutz zurück. Donnerstag hat mein Computer dann nicht mehr reagiert und die neue Kollegin musste mir helfen. Da ich mit ihr aber noch nicht viel geredet habe, konnte ich mich noch nicht daran gewöhnen, wie sie Dänisch spricht. Generell verstehe ich Dänisch jetzt schon relativ gut, aber nicht, wenn ein Mensch mit mir spricht, den ich noch gehört habe. Daher habe ich ihre Bitte "Kann ich mich bitte auf deinen Stuhl setzen." gekonnt ignoriert und auch nachdem sie sich schon drei oder vier Mal wiederholt habe, fühlte ich mich noch nicht angesprochen und dachte, sie redet mit einer Kollegin. Irgendwann habe ich dann doch gemerkt, dass ich gemeint war und habe erklärt, dass ich sie nicht verstanden habe, weil ich mich immer erst an die Sprache gewöhnen muss. Das hat die Französin aus meinem Büro dann erstmal zum Lachen gebracht. Ist ja schön, wenn ich dafür sorgen kann, dass meine Kollegen gute Laune haben. Heute war ich dabei, als die neue Kollegin am Telefon Deutsch sprechen musste. Da sie lediglich "Einen Moment, bitte. Nein, die Kollegin ist nicht da. Rufen Sie bitten in 15 Minuten wieder an." sagen kann, meinte sie zu mir, dass "wir nicht übereinander lachen weil manche Kollegen kein Deutsch können". Darauf habe ich nur erwidert: "Ich lache nicht, ich kann ja nicht mal Dänisch." Aber das kann ja noch kommen. Ich baue in mein Norwegische auf jeden Fall schon dänische Wörter ein. Das mache ich aber nicht bewusst, sondern irgendwie passiert es ausversehen, dass ich statt "förti" (40) dann "föa" sage, oder "eftermiddag" statt "ettermiddag". Ich verabschiede mich auch nicht mehr mit "ha det", sondern mit "hei" oder "hei hei". Und freitags sage ich nicht "god helg" wenn ich nach Hause gehe, sondern "god weekend" (schönes Wochenende).
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